2010 Baby-Projekt:
Ein toller Erfolg
Eine Woche lang probten Schülerinnen und Schüler den Ernstfall. Wie verändert ein Baby mein Leben?
Ein seltenes Bild: Ein Schüler wiegt ein Baby in seinen Armen!
So oder so ähnlich ist es einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgängen 9 und 10 in dieser Woche ergangen.
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Nicht Abschreckung war das Ziel -sondern Aufklärung
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Vier Jungs und acht Mädchen wollen es genau wissen:
Sie haben sich freiwillig für ein Projekt an unserer Schule gemeldet. Eine Woche lang betreuen sie ein elektronisch gesteuertes Baby, 24 Stunden am Tag.
Aufgeregt waren die Schüler beim ersten Treffen. Was würde auf sie zukommen?
Wie geht man mit so einem Baby um? "Ich geh doch nicht mit der Puppe in den Bus!",
meinte ein Teilnehmer. Aber klar! Genau das musste er. Rund um die Uhr, überall verantwortlich sein für das Baby. Und wenn man mal nicht aufmerksam ist, schreit der Sprössling, laut und unmissverständlich.
Tag 1:
Frau Styrnal und Frau Behling trafen sich zum ersten Mal mit der Gruppe. Die Babys wurden ausgeteilt. Anfangs waren alle noch sehr unsicher. Wie achtet man darauf, dass der Kopf nicht umknickt?
"Mein Gott, wie soll ich den Kopf denn halten? Das hört ja nicht auf zu schreien!" ist Clarissa ganz entsetzt!
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Die
Betreuerinnen wissen Rat. Sie müssen zu Beginn Schwerstarbeit leisten.
Während einige Mädchen schon sich bald mit dem "Kleinen" beschäftigen,
schauen ein paar Jungs noch recht skeptisch zu. Nun erhält jeder Teilnehmer einen speziellen Sensor ans Handgelenk. So - jetzt reagiert sein Baby nur noch auf ihn.
Jetzt kann niemand anderes mehr die Aufgabe der Babypflege
übernehmen. Na, das sieht ja schon gut aus! Offensichtlich fühlt sich
das "Kleine" auch schon recht wohl. |
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Mit den Betreuerinnen werden nun die nächsten Schritte besprochen. Das Kind muss angezogen werden. Das Anlegen von Windeln muss ebenso geübt werden wie Flasche geben und Tragen des Babys. In den nächsten Tagen stehen viele Punkte auf dem Programm. Die Schüler sollen einen Eindruck bekommen, was es bedeutet, Eltern zu sein.
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Natürlich werden die Teilnehmer der Gruppe mit ihren Babys auch mal die Schule, ihre Klasse besuchen. |
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Tag 2 (nach der ersten Nacht mit Baby):
"Wie sehe
ich nur aus?!", stöhnt Vanessa. "Ich habe nicht viel geschlafen. Immer
wieder musste ich raus, weil das Baby wach wurde." "Bei uns war's ok. Bis 5 Uhr hatten wir Ruhe, dann allerdings ging's los." Ich habe das Baby heute nacht bei meiner Freundin gelassen.
Deshalb konnte ich schlafen.." "Meine Eltern haben sich nur amüsiert
über mich. Die fanden das toll!"
So hörten sich die Kommentare nach der ersten "Babynacht" an. Heute ging die Gruppe dann gemeinsam einkaufen. "Plötzlich weinte mein Baby. Ich musste dann an der Kasse( die war
Gottseidank nicht besetzt) die Windeln wechseln!! - Da haben die Leute
vielleicht komisch geguckt!" - Aber, was soll ich machen? Wenn ich das nicht innerhalb kurzer Zeit
mache, dann speichert der Computer in der Puppe das als Misshandlung! -
Und das will ich nicht.!", ist die Erfahrung von Clarissa.
Und dann ging man gemeinsam zur Schule. Die Babygruppe
wirkte heute schon sehr gelassen und souverän. Man konnte spüren, dass
alle schon ein paar Erfahrungen hinter sich hatten.
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Mit
großem Interesse wurde die Gruppe mit den Babys empfangen. Immer wieder
gesellten sich Schüler zu den "Müttern", wollten das Baby selbst mal
auf den Arm nehmen oder einfach nur wissen, wie das alles abläuft. Geduldig gab jeder Auskunft. Ebenso großes
Interesse gab's im Lehrerzimmer. Auf die Frage, wie sich denn die jungen
"Väter" verhalten, fielen die Antworten sehr unterschiedlich aus: Von "Klasse! Der hilft mir gut!" bis "Naja, ich denke heute Nachmittag sollte er mal ein bisschen mehr helfen...".
... und schon wieder nörgelt das Baby: Windeln wechseln im Lehrerzimmer! Da gibt es keinen Aufschub, das muss hier und jetzt erledigt werden.
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Tag 3: Alles dreht sich ums Baby: |
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Die zweite Nacht ist vorüber. "Ich war
froh, dass Pascal heute nacht die Arbeit für mich gemacht hat. Und der
hat gestöhnt: Um 10 Uhr fing das Baby an unruhig zu werden, in der Nacht
wieder. Als er dann um 6 Uhr den Wecker gehört hat, war er fertig!" Neidisch hört man den Schülern zu, deren Baby in der letzten Nacht gar keine Probleme gemacht haben.
Niko ist
so kaputt, dass er sich erst einmal auf die Couch legt, als er zur
Besprechung bei Frau Behling erscheint. Er versucht, etwas Schlaf
nachzuholen. "Meine Oma war ganz verrückt nach dem Baby. Die hat sogar mit ihm gesprochen!" sind weitere Kommentare zu dem Projekt.
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Aber es geht nicht nur um Babypflege und dessen Versorgung. Jeden Tag hat Frau Behling ein neues Thema zum Bereich "Baby" auf dem Programm.
Gestern war eine Vertreterin des Jugendamtes eingeladen. Sie informierte die Schüler über mögliche Hilfen, die das Jugendamt anbietet, wenn es zur frühen Schwangerschaft kommt.
Außerdem erfuhr die Gruppe etwas über die allgemeinen Aufgaben des Jugendamtes.
Heute hieß das Thema "Schwangerchaft": Wie verhalte ich mich, wenn ich merke, dass ich schwanger bin? Wie kann ich es meinen Eltern sagen? Welche Möglichkeiten habe ich? Wie wichtig ist der Vater in der Situation? Abtreibung, Babyklappe, Adoption, Pflegefamilie - alles Themen, die "auf den Tisch kamen". Mit viel Aufmerksamkeit und Engagement beteiligte sich die Gruppe an der Diskussion.
Frau Behling äußert sich "... sehr zufrieden mit der Gruppe. Die arbeiten alle ganz toll mit. Das macht mir Spaß." Noch zwei Tage stehen an. "Das ist anstrengend, aber ich gebe nicht auf! Das ist alles sehr interessant." sind die Meinungen der Schüler.
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Tag 5: (Abschied)
Alles hat ein Ende - so auch dieses für die Schule besondere Experiment. Presse hat sich angmeldet und zeigt sich sehr interessiert an den Erfahrungen der Schüler in dieser Woche.
Lebhaft und mit viel Engagement wird über Erlebnisse berichtet. Souverän beantworten sie alle Fragen - und kümmern sich zwischendurch weiter um ihre Babys. Es wird deutlich, dass in jedem einzelnen Fall die Umgebung der Schüler mit in dieses Projekt eingebunden war! Offenbar haben Eltern, Großeltern und Freunde die Beteiligten unterstützt.
"Ich habe vor allem eines gelernt: Ein Baby ist toll! Aber ich möchte jetzt noch keins haben. Man hat ja für nichts anderes mehr Zeit", stellt Jannika sachlich fest. Sie erhält von allen Bestätigung. Ein besondere Erfahrung darf zwischenzeitlich Jana machen: Sie trägt seit Stunden einen Schwangerengürtel, der ihr deutlich macht, wie anstrengend und einschränkend eine Schwangerschaft sich auswirkt.
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Auch der letzte Tag ist noch mit Programm gefüllt: Die Schüler erstellen einen Stundenplan, wie er mit und ohne Baby aussieht. Es wird noch einmal deutlich, was Eltern-Sein heißt. In einer abschließenden Runde schreibt jeder jedem Beteiligten seine ganz persönlichen Eindrücke auf eine Karte - zur Erinnerung an eine tolle, aber sehr anstrengende Woche.
„Wir wollen zeigen, dass Kinder kriegen keine Alternative zum Arbeiten
ist“, erklärte die Hebamme Michaela Styrnal, die gemeinsam mit der
Gesundheitspädagogin Tonja Behling während dieser Zeit als Betreuer
tätig war. Die Gruppe hat in dieser Woche ein sehr persönliches Verhältnis zu den beiden Betreuerinnen aufgebaut, die sehr behutsam und mit viel Feingefühl die Schüler geleitet haben. "Ein Rollenspiel mit Realitätscharakter in solch einem hohen Maße wie Schule alleine es niemals erreichen kann", äußerte sich Schuleiter H.W. Schlimbach zufrieden. "Ich bin sehr froh, dass wir dieses Projekt an unsere Schule geholt haben. Das Ergebnis zeigt, dass es sich gelohnt hat."
... und nächste Woche kehrt der Schulalltag zurück ...
Hier Pressemeldungen zum Babyprojekt.
Oberberg-aktuell
Anzeigenecho vom 15.12.10
Weitere Pressemeldungen in unserem Pressespiegel.
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Hier der vollständige Artikel in der OVZ vom 03.12.2010
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